Die Arthroskopie (Gelenkspiegelung) ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem der Arzt eine Sonde (Endoskop) in die Gelenkhöhle einführt. Die Gelenkspiegelung kann sowohl der Diagnosefindung als auch der Behandlung dienen.
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Der Bedarf an rein diagnostischen Arthroskopien ist in den letzten Jahren stark zurück gegangen. Das liegt an der großen Verbreitung und Weiterentwicklung der Kernspintomografie (MRT). Denn die Magnetresonanztomografie kann allein durch Magnetfelder die Strukturen der Gelenke in Schichtbildern darstellen. Erhöht wird die Aussagekraft der MRT noch zusätzlich durch Kontrastmittel, das der Arzt entweder in eine Vene oder direkt in das Gelenk spritzt (MRT Arthrografie).
Die therapeutische Arthroskopie hingegen kann oftmals eine größere Operation ersetzen, beispielsweise beim Ersatz eines gerissenen Kreuzbandes im Kniegelenk.
Wie bereitet sich der Patient auf die Arthroskopie vor?
Mindestens einen Tag vor der Operation muss der Arzt das Aufklärungsgespräch führen, es sei denn, es liegt ein Notfall vor. Am Tag der Arthroskopie erscheint man nüchtern, und sollte auch nicht vorher rauchen. Wichtig ist, dass keine Schürfwunden im Bereich des betroffenen Gelenks vorhanden sind. Die Enthaarung der Haut im Bereich des Gelenks nimmt der Operateur selbst vor Ort vor. Wer vorab Zeichen eines Infekts wie beispielsweise eine Erkältung feststellt, sollte unbedingt den Arzt informieren. Auch gegebenenfalls vorhandene Gehhilfen und Begleitpersonen sollte der Patient mitbringen.
Schlüsselloch-Operation am Knie: Ärzte reparieren gerissene Bänder meist im Rahmen einer Arthroskopie. Minimale Schnitte genügen, um die OP-Instrumente zum Ort der Verletzung zu bringen
Wie läuft eine Arthroskopie ab?
Die Spiegelung eines Gelenkes erfolgt ambulant oder stationär in einem Krankenhaus. Tatsächlich existiert ein Trend zu immer mehr ambulanten Arthroskopien. Zur Schmerzstillung setzt der Arzt entweder eine Vollnarkose oder eine örtliche Betäubung ein.
Manchmal ist es nötig, bei einer Blutung im Gelenk die Blutzufuhr mit einer Manschette oberhalb des Gelenks zu unterbinden. Üblicherweise legt der Arzt die Manschette vorher an, pumpt sie aber nur auf, wenn tatsächlich eine Blutung die Sicht während der Arthroskopie behindert.
Gegen die Bildung von Blutgerinnseln spritzt der Arzt außerdem gerinnungshemmende Medikamente (Heparin).
Dann erfolgt der Eingriff: Zuerst eröffnet der Arzt das Gelenk durch einen ungefähr fünf Millimeter langen Hautschnitt („Stichinzision“). Als nächstes füllt er die Gelenkhöhle mit einer sterilen Flüssigkeit oder Kohlendioxid-Gas und führt das Endoskop ein. Das Endoskop enthält eine Miniaturkamera, die in Echtzeit die Bilder aus dem Inneren des Gelenks auf einen Bildschirm überträgt. Damit kann der Arzt die Gelenkstrukturen wie Knorpel, Meniskus und Bänder beurteilen. Stößt er auf einen behandlungsbedürftigen Befund, kann er mit der Kamera die nötigen Behandlungsschritte überwachen. Für die Behandlung führt er über weitere kleine Schnitte die nötigen Werkzeuge wie Schere, Messer, Haken und Fräsen in die Gelenkhöhle ein.
Zuweilen legt der Arzt abschließend eine Drainage an. Das ist ein Kunststoffschlauch, der Flüssigkeit aus dem Gelenk nach außen leitet, um Gelenkergüsse nach dem Eingriff zu vermindern.
Auf was ist nach der Arthroskopie zu achten?
Um die Schmerzen nach dem Eingriff zu minimieren, empfiehlt sich direkt nach dem Eingriff die Kühlung, Schonung und Hochlagerung des betroffenen Gelenks. In Absprache mit dem Arzt können auch Schmerzmittel eingenommen werden. Wenn das Knie- oder Sprunggelenk betroffen ist, ist vorübergehend der Einsatz von Gehstützen nötig.
Üblicherweise führt der Operateur am ersten und am dritten Tag eine Nachkontrolle des operierten Gelenks durch. Damit das Gelenks so bald wie möglich wieder beschwerdefrei funktioniert, sollte es unter Aufsicht eines Krankengymnasten trainiert werden. Vor allem beim Knie und Schultergelenk ist die Stärkung der Muskulatur wichtig, weil sie maßgeblich das Gelenk stabilisiert.
Welche Vorteile bietet eine Arthroskopie gegenüber einer offenen Gelenkoperation?
Im Vergleich zu einer offenen Gelenkoperation fallen bei einer Arthroskopie meist weniger Schmerzen an. Außerdem verläuft die Heilung in der Regel viel schneller, das Gelenk ist früher wieder beweglich und belastbar. Ob eine Arthroskopie in Frage kommt oder eine offene Operation nötig ist, hängt von mehreren Faktoren ab und entscheidet der Arzt individuell.
Welche Gelenke sind für eine Arthroskopie geeignet?
Am häufigsten nehmen Ärzte eine Arthroskopie an Kniegelenken vor. Aber auch bei anderen großen Gelenken wie Schulter-, Ellenbogen-, Hand- und Sprunggelenk ist eine Gelenkspiegelung möglich.
Welche Gelenkschäden kann der Arzt mit einer Arthroskopie behandeln?
Typische Eingriffe im Knie sind das Abtragen eines verletzten Meniskusanteils und der Ersatz eines Kreuzbandes im Knie. Auch losgelöste Knorpelstücke können per Arthroskopie wieder befestigt werden. Teilweise können Spezialisten sogar schwierige Knieverletzungen mit Knochenbruch arthroskopisch versorgen.
In der Schulter kann der Arzt die Arthroskopie zur Behandlung des sogenannten Impingementsyndroms einsetzen, bei dem durch Gelenkverschleiß eine Muskelsehne immer stärker eingeklemmt wird. Auch bei der Verletzung der Sehnenmanschette der Schulter kann die Operation heutzutage arthroskopisch erfolgen.
Im oberen Sprunggelenk sind die Abtragung von entzündeter Gelenkinnenhaut und beschädigten Knorpelteilen die Einsatzgebiete der Arthroskopie.
Das Handgelenk arthroskopieren Ärzte beispielsweise, um eine gutartige Geschwulstbildung der Sehnenscheide abzutragen, ein sogenanntes Ganglion, oder den Knorpel zu glätten.
Was für Gefahren bringt eine Arthroskopie mit sich?
Selten verursacht die Arthroskopie eine Infektion des Gelenks. Etwas häufiger sind Blutungen, verbleibende Gelenkergüsse (vor allem ohne Einsatz einer Drainage) und eine verzögerte Heilung der Einstichstellen. Außerdem ergibt sich direkt nach einer Kniegelenks-Arthroskopie ein etwas vergrößertes Risiko für Gerinnungsstörungen wie eine Venenthrombose und eine Lungenembolie.